MABABANGONG BANGUNGOT | DER PARFÜMIERTE
ALPTRAUM
PHI 1977, R: Kidlat Tahimik, D: Kidlat Tahimik, Mang Fely,
Dolores Santamaria, 93' | OmU

Kidlat ist ein Jeepney-Fahrer in einem kleinen Dorf in der philippinischen
Provinz. Außerdem arbeitet er als Vorsitzender des örtlichen Wernher-von-
Braun-Fanclubs, sein favorisierter Radiosender ist Voice of America. Eines
Tages erhält Kidlat aus heiterem Himmel das Angebot, nach Europa zu fliegen.
Es folgt die Inszenierung eines Kulturschocks der anarchischen Art...
Tahimiks wilde Montage heterogener Bilder und Töne ist hybride, rauschhaft
und ein frühes Manifest der Globalisierungskritik. Mit minimalem Budget
auf 8mm gedreht (vorgeführt wird Mababangong bangungot als 16mm
blow-up), bricht der Film mit allem, wofür die philippinische Filmindustrie
bis heute steht. Deren standardisierten Melodramen setzt Tahimik seinen
eigenen Entwurf von Kino als einem gleichzeitig persönlichen und hoch
politischen Medium entgegen. Mababangong bangungot versucht nicht,
Hollywoods Studiomaschinerie zu imitieren, sondern begreift, in der Tradition
des Dritten Kinos, finanzielle und logistische Beschränkungen als
Potential, als eine Möglichkeit, Kino von den Fesseln der Konvention und
des politischen Konformismus zu befreien.
Der Regisseur des Films heißt ebenfalls Kidlat. Bis zu seinem 30. Lebensjahr
hörte Kidlat Tahimik freilich auf den Namen Eric de Guia und war drauf und
dran, als Wirtschaftswissenschaftler in den USA und in Frankreich Karriere
zu machen. Wenig ließ darauf schließen, dass de Guia einige Jahre später
mit seiner phantasmatischen Autobiographie Mababangong bangungot
das unabhängige philippinische Kino begründen sollte.
Einführungsvortrag: Nikolaus Perneczky
18.04. | 18:30
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