BOROM SARRET
SN 1963, R: Ousmane Sembène, D: Abdoulaye Ly, 22’ | Beta SP, OF (dt. eingesprochen)
BADOU BOY
SN 1970, R: Djibril Diop Mambéty, D: Laminé Ba, Al Demba Ciss, Christoph Colomb, 59’
OF (dt. eingesprochen)
Borom Sarret erzählt die Geschichte eines Kutschers, der auf seinen Fahrten
durch Dakar den verschiedenen Gesichtern der Stadt begegnet. Als er sich
dem Verbot widersetzt, mit dem Karren die Grenze zum Verwaltungsdistrikt
zu überqueren, wird er von einem Polizisten angehalten und sein Gefährt
konfisziert. Mit leeren Händen kehrt er zu Frau und Kindern zurück.
Der senegalesische Regisseur Ousmane Sembène gilt zu Recht als Gründervater
des afrikanischen Kinos, und dies in mehrerer Hinsicht: Sein 1963 entstandenes
Debüt Borom Sarret ist nicht nur der erste von einem afrikanischen
Filmemacher in Afrika realisierte Film, er gab mit seiner Verbindung
von sozialem Realismus und der offenen Form des Stationendramas
zugleich eine Erzählweise vor, die für viele afrikanische Regisseure in der
Nachfolge Sembènes verbindlich werden sollte. Auch Thema und Personal
von Borom Sarret – die postkoloniale Gesellschaft und ihre zur politischen
Allegorie verdichteten Akteure – sollten sich kommenden Generationen
afrikanischer Filmschaffender als zentrale Bezugspunkte empfehlen.
Acht Jahre später knüpft der ebenfalls aus Senegal stammende Djibril Diop
Mambéty an diese Tradition an, um sie im anarchisch verspielten Badou Boy
ins Komische zu wenden. Aus dem Kutscher wird ein kleiner Junge, aus dem
Karren ein Bus, aus dem zielvollen Ernst des Brotberufs der Spaß einer wilden,
ungerichteten Verfolgungsjagd. Auch hier tritt ein Polizist als Repräsentant der
Obrigkeit auf, die dem Protagonisten aus einfachen Verhältnissen das Leben
schwer macht; mit dem entscheidenden Unterschied, dass der gewitzte Badou
Boy seinem behäbigen Verfolger immer um eine Nasenlänge voraus ist.
Einführung: Nikolaus Perneczky
19.04. | 19:00
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