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KADDU BEYKAT | LETTRE PAYSANNE
SN 1975, R: Safi Faye, D: Assane Faye, Maguette Gueye, 98’ | OmeU



Safi Faye nahm Anfang der 1970er Jahre das Studium der Ethnologie an der
Pariser Sorbonne auf, um 1975 mit einer Kamera und einem Team von drei
Assistenten in ihr Heimatdorf Fad’jal im Süden Senegals zurückzukehren.
Wie viele afrikanische Produktionen jener Zeit, z.B. Sembènes Borom Sarret
(19.4.), erhielt das Filmprojekt finanzielle Unterstützung vom französischen
Ministère de la Coopération, das aus dem Kolonialministerium hervorgegangen
war.
Schon die Dreharbeiten zu Kaddu Beykat waren von Fayes zentralem Anliegen
bestimmt, den ethnografischen Zugriff auf den afrikanischen Kontinent
einer Revision zu unterziehen. So stand am Anfang zwar das Rudiment
einer Geschichte – der junge Landarbeiter Ngor kann wegen der schlechten
Ernte den Brautpreis für seine Angebetete Columba nicht entrichten und
versucht sein Glück in Dakar –, oft gab Faye aber wenig mehr als ein vages
Thema vor und überließ den Ablauf der Szene den Darstellern, für deren
Anregungen sie stets ein offenes Ohr hatte. Diese Zurückhaltung verträgt
sich so gar nicht mit dem verbreiteten Vorurteil, das frühe afrikanische Kino
zeichne sich vor allem durch seine parabolische und didaktische Erzählhaltung
aus. Der Schärfe der Kritik tut dies aber keinen Abbruch. Als Ursache
für die ländliche Notlage identifiziert der Film die Fortsetzung kolonialer
Politik nach Erlangung der Unabhängigkeit unter Präsident Léopold Sédar
Senghor; eine Politik, die den Bauern anstelle nachhaltiger Selbstversorgung
den monokulturellen Anbau von Cash Crops nahe legte.

06.05. | 20:30


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