LE RETOUR D’UN AVENTURIER | HAND’S UP!
RN/F 1966, R: Moustapha Alassane, 33’ | DVD, OmeU
CABASCABO
RN 1969, R: Oumarou Ganda, D: Oumarou Ganda,
Zelika Souley, 45’ | DVD, OmfU
LE WAZZOU POLYGAME | THE POLYGAMIST’S MORAL
RN 1971, R: Oumarou Ganda, D: Zelika Souley, 36’ | DVD, OmeU
Der französische Regisseur Jean Rouch, zugleich Vertreter und Kritiker des
ethnographischen Films, brach bereits in den 1950er Jahren mit der
üblichen hierarchischen Zuordnung von Sehen und Angesehenwerden,
indem er seine
Darsteller aus Niger und Côte d’Ivoire im Gebrauch einer
tragbaren 16mm-Kamera
anwies. Unter seinen Schülern befanden sich die
nigrischen Filmemacher
Moustapha Alassane und Oumarou Ganda.
Alassanes Le retour d’un aventurier handelt als ausgelassene Westernparaphrase,
die in blutigen Ernst umschlägt, von Nutzen und Nachteil der
Aneignung westlichen Kulturguts. Ein junger Mann, der von einer Reise in
die USA zurückgekehrt ist,
beschenkt seine Freunde mit Stetsonhüten, kniehohen
Lederstiefeln und Pistolen.
Was als harmloses Rollenspiel beginnt,
mündet in ein Shootout auf Leben und Tod.
Die Frage nach der Vermittelbarkeit
von afrikanischer Tradition und okzidentalen
Einflüssen klingt auch
in der Kreolisierung des US-amerikanischen Country auf
dem hinreißenden
Soundtrack des Films an.
Gandas Cabascabo und Le Wazzou polygame porträtieren die unterschiedlichen
Lebensumstände in der Stadt und auf dem Land und ergänzen sich zu
einer
harschen Kritik am sozialen Elend. Während der Städter von Cabascabo
nur mit einer Spitzhacke bewehrt das Weite der Felder sucht, ist es just diese
bäuerliche und von islamischen Werten umstellte Lebenswelt, deren Enge der
Protagonist von Le Wazzou polygame hinter sich lassen möchte. Stadt- respektive
Landflucht erscheinen am Ende als spiegelbildliche Hoffnungsschimmer,
die einander im Zusammentreffen der beiden Filme aufheben.
Einführung: Nikolaus Perneczky
15.05. | 21:00
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